Sieben fremde Menschen, unterschiedlichen Alters und Herkunft auf engstem Raum eine Woche unterwegs in der Karibik. Das ist Segeln vor der Küste Kubas. Das Treffen an der Marina in Cienfuegos war für alle Mitreisenden um 15:00 Uhr angesetzt. Den Bordeinkauf hatte ich mit meiner kubanischen Perle „July“ schon erledigt und wir warteten eigentlich nur noch auf starke Männer, die die geschätzten 100 Tüten auf das Boot verladen würden.
Die Truppe die aus Havana von einem mir bekannten Taxifahrer abgeholt wurde, lies es gleich mal richtig kubanisch angehen und ging auf dem Weg noch gemütlich Essen und ein paar Cuba-Libres trinken bevor sie zu nicht´s mehr zu gebrauchen gegen 17:00 Uhr im Hafen eintrudelten. Gemeinsam haben wir es dann doch noch geschafft, die restlichen Lebensmittel aus dem Hafenladen abzuholen und alles an Bord zu schaffen.
Tag 1.
Den ersten Abend ließen wir bei einem gemeinsamen Abendessen im Marina-Club ausklingen. Yuly gab meinen Gästen noch eine kleine Einführung in Salsa und Regeton bevor wir uns auf den Katamaran zurückzogen. Der ein oder andere hatte jedoch noch etwas Restenergie und so war an Bord noch Party bis 3 Uhr morgens. Was für ein Auftakt, das geht ja schon gut los!
Tag 2.
Es fehlt noch eine Zahnbürste und ein paar Sandalen in Größe 47 wären auch noch von Nöten wird mir von 2 Mitreisenden nach dem Frühstück berichtet. Zahnbürste kein Problem, aber Größe 47 könnte in Kuba zu einer richtigen Lachnummer werden. Mit 1.5 Stunden Verspätung und ohne neue Sandalen heißt es endlich „Leinen los“ und wir verlassen die Bucht von Cienfuegos. Die, die gestern etwas zu viel Energie hatten liegen heute halbtot in der Koje. Strafe muss sein. Das Meer meint es heute auch nicht besonders gut mit uns, es ist etwas unruhig. Schön langsam gewöhnen sich alle an die Schaukelei und haben sich an Bord eingerichtet. Am späten Nachmittag erreichen wir Playa Ancon und ankern dort für die Nacht.
Tag 3.
Weiter geht es zur Cayo Blanco de Zassa, ein kleines verwunschenes Inselchen, das nur von Krebsen bewohnt wird. Das Getränke-, Kamera-, Zigarettenkommando setzt mit dem Dingi über, die restlichen gehen es etwas sportlicher an und schwimmen bis zur Insel. Nach einer ausgiebigen Inselumwanderung von ungefähr 7 Minuten treffen wir uns alle wieder und vergleichen unsere Ausbeute an großen und kleinen Muscheln, angeschwemmten Korallen etc. bevor wir ein albernes Fotoshooting für die Nachwelt machen. Zurück an Bord steuern wir mit dem Katamaran ein Riff an, an dem es sich wunderbar schnorcheln lässt.
Fotos: 0193, 4524, 4697, 4689, 4719
Tag 4.
Wir machen uns auf in Richtung Trinidad. Am frühen Nachmittag dort angekommen macht sich der Großteil der Gruppe auf die Stadt zu besichtigen und für Proviantnachschub zu sorgen. Mit fast leeren Händen kommen sie zurück und sind völlig durchgeschitzt und fassungslos, daß es in 3 Supermärkten nicht möglich war die wenigen Dinge, die auf dem Einkaufzettel standen zu bekommen. Endlich muß ich mich nicht mehr rechtfertigen, warum wir keine Limonen, Mangos etc. an Bord hatten. Ja meine Lieben, das ist Kuba wie es leibt und lebt. Hier muss man das nehmen, was der Markt gerade hergibt. Und an Silvester sind die Supermärkte schnell leergekauft und dann gibt es halt kein Bier oder Wasser mehr. Aber keine Angst, Rum haben wir noch genug beschwichtige ich grinsend. Einigen wird schon Angst und Bange, dass die Nächtlichen Party´s doch etwas zu feucht fröhlich werden könnten, wenn wir nur noch Rum an Bord haben. Mir übrigens auch!
Jesus unser Kapitän hat uns in Trinidad ein schönes Restaurant reserviert. Nachdem wir uns alle etwas aufgepimpt hatten, ist ja an Bord gar nicht so einfach, machen wir uns auf den Weg in die City. Noch schnell ein Gruppenfoto im alten Jahr und los geht´s. Wir essen in einem wunderschönen Paladar zu Abend. Ich denke allen hat es dort sehr gut gefallen. Anschließend laufen wir zum Platz , wo sich die halbe Stadt trifft um bei heißen Rhythmen einer Salsaband das Neue Jahr gebührend zu begrüßen. Um 24:00 Uhr hat einer unserer Mitreisenden Geburtstag, da lasse ich es mir natürlich nicht nehmen die Band zu bitten, ein Geburtstagsständchen zu spielen. Dass ich dafür aber einen Gastauftritt in der Band mit diesen Rasseldingern, ich nenne sie immer Jacka-Jacka, hinlegen muss, war nicht Teil meines Plans. Aber gut, was tut man nicht alles um seine Kunden glücklich zu machen. Leider hat´s nur keiner aus der Crew mitbekommen. Um Mitternacht fallen wir uns dann fast alle um den Hals und wünschen uns ein frohes Neues, bis auf die 2 Nachteulen von gestern, die sind verschwunden. Nach einer ausgiebigen Suchaktion finden wir die Besagten zusammengesunken auf einer Treppe sitzend, ihnen schmeckt heute der Cuba Libre irgendwie so gar nicht, meinten sie nur. Ja sowas, das ist aber schlecht, denn die Gruppe will jetzt noch in die Höhlendisco von Trinidad. Das darf man sich ja angeblich nicht entgehen lassen, wenn man schon mal hier ist. Und mitgehangen ist nun mal auch mitgefangen. Also Arschbacken zusammenkneifen und rauf auf den Berg. Über eine steinige Straße laufen wir ca. 15 Minuten bergauf, bis wir den Eingang der Höhle erreichen. Diese ist zwar wegen Überfüllung geschlossen, aber unser Jesus hat natürlich Beziehungen und so werden wir an der Traube von Menschen vorbei zum Eingang geschleust. In der Höhlendisko wird selbst unserer Ältester zum Technofan und gegen 3 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zu unserem schwimmenden Zuhause.
Tag 5
Heute lassen wir es etwas langsam angehen. Nach einem späten Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Cayo Coco. Unterwegs legen wir noch einen Stopp zum Schnorchel ein. Auch an einem kleinen Wrack machen wir halt um es unter Wasser erkunden zu können. Cayo Coco wird von einem Pärchen bewohnt, dass dort eine Art Robinson-Crusoe-Leben führt. Zusammen mit unzähligen Iguanas und Baumratten leben die beiden dort und bewirtschaften die Insel. Fotoshooting ist angesagt und die Tiere stellen sich bereitwillig als Models zur Verfügung. Der nette Mann von der Insel holt uns ein paar Kokosnüsse vom Baum und mit etwas Rum wird daraus schnell eine „Coco-Loco“ (verrückte Kokosnuss). Wir entschließen uns die Nacht hier zu verbringen und einer der Crew sammelt zusammen mit dem Inselbewohner Holz für ein Lagerfeuer. Auf einem Streifzug über die Insel kommt eine Mitreisende mit einheimischen Fischern in Kontakt, die gerade vor der Insel frische Langusten gefangen haben und ihr diese zum Kauf anbieten. Der Handel ist schnell abgeschlossen und unser Kapitän bereitet uns an Bord ein Festmahl zu. Das es heute Abend etwas kühler ist packen wir uns warm ein und schaffen alles was man für einen gemütlichen Abend auf einer einsamen Insel am Lagerfeuer braucht an Land. Die Sterne sind zum greifen nah, das Lagerfeuer knistert und dem ein oder anderen sind auch schon die Augen zugefallen.
Tag 6
Nach einer morgentlichen Dusche im karibischen Meer verlassen wir die Leguaninsel und steuern Cayo Blanco an. Wir waren vor 3 Tagen schon mal kurz hier und da es uns so gut gefallen hat, haben wir beschlossen hier nocheinmal zu Abend zu Essen, denn auf dieser Insel wird eigens für uns eine fantastische Paella zubereitet. Ich werde versuchen, hier die beiden Abende zusammenzufassen. Lagerfeuer ist mittlerweile Pflichtprogramm, Paella auch und natürlich Merrengue, Bachata und Salsa, für welche unser Kapitän, der Koch und der Barmann als Tanzlehrer fungieren. An diesem Abend ist noch ein deutsches Pärchen, die zu zweit auf einen Katamaran unterwegs sind, mit auf der Insel, also steigt die Inselbewohnerzahl dramatisch auf 11 Personen. Einige von uns lassen den Abend beim Lagerfeuer gemütlich ausklingen, andere müssen irgendwie die Testosteronspiegel noch weiter abbauen und erobern die Bar mit Havey Metallmusik und österreichischer Heimatmusik. Jedem das seine. So soll es ja auch sein auf einem Cuba-Libre Segeltörn.
Tag 7
Schön langsam kommt wehmut auf. Heute müssen wir das Paradies verlassen und uns auf den Rückweg nach Cienfuegos machen. Eine ziemlich lange Fahrt steht uns bevor und die meisten nutzen diese um sich ein geeignetes Plätzchen an Bord zu suchen um etwas Sonne zu tanken, ein Nickerchen zu machen oder zu lesen. Ruhe ist eingekehrt. Unterwegs stoppen wir nochmal an einer malerischen Bucht um zu schnorcheln oder an den einsamen Strand zu schwimmen, bevor wir gegen 17:00 Uhr den Hafen von Cienfuegos anlaufen. Wir sind gerade mit dem Anlegemanöver fertig, da fängt es an zu regnen. Es gießt wie aus Eimern, alle sind froh, daß das erst jetzt passiert und nicht während des Törns, denn dann kann es ziemlich ungemütlich werden, da der Katamaran ja nur eine sehr begrenzte Innenfläche hat. Da die Handtücher und Sitzgelegenheiten völlig durchnässt sind, beschließt ein Großteil der Crew die letzte Nacht in Cienfuegos in einer Casa Particular zu übernachten. Nur 2 einsame Matrosen bleiben an Bord zurück. Ein Anruf und meine mittlerweile lieb gewonnen kubanischen Freunde vor Ort organisieren für uns in Windeseile 3 geeignete Unterkünfte. Am Abend war die Crew dann wieder vereint. In einem netten kleinen Restaurant haben wir noch einmal die vergangene Woche Revue passieren lassen.
Tag 8
Um 9:00 heißt es zum letzten mal „alle Mann an Bord“. Ich kläre noch mit der Hafenbehörde die letzten Formularitäten, bezahle die Hafengebühren und den Diesel und teile die Bordkasse auf. Unser Kapitän darf sich über ein großzügiges Trinkgeld freuen, da er wirklich einen herausragenden Job gemacht hat. Hier trennen sich unsere Wege, einige ziehen auf eigene Faust weiter durchs Land, ein anderer macht im Anschluss einen Sprachkurs in Havana und 2 meiner Gäste gehen mit mir auf eine sehr individuelle Rundreise. Mehr dazu erzähl ich euch in einem gesonderten Bericht.